Gedanken zum 07. Oktober 2023, nach dem der Nahe Osten nicht mehr sein wird wie er war.
Weltweit sind gerade jetzt Christen im Gebet vereint, um für den Schutz und die Sicherheit Israels zu beten, das durch unfassbar barbarische Terrorangriffe zutiefst erschüttert wurde. Menschen sind völlig zu Recht zutiefst entsetzt und schockiert über den im wahrsten Sinn des Wortes teuflischen Hass und die abgrundtiefe Bosheit, die dabei zutage trat. Es ist wichtig und notwendig, dass wir als Nachfolger von Jesus uns an die Seite der Juden stellen, die Gottes auserwähltes Volk und unsere „älteren Geschwister“ sind. Jesus war als Mensch Jude und er ist bis heute der jüdische Gesandte Gottes, der sein Volk mit dem Vater aussöhnen will. Ja, er hat gleichzeitig den Segen der Gnade Gottes auch für uns Nichtjuden zugänglich gemacht, wofür ich ihm persönlich unendlich dankbar bin. Dank Jesus gehören Juden und Christen nun gemeinsam zur Familie der Kinder des allerhöchsten Gottes.1Dass viele unserer „älteren Geschwister“ das noch nicht sehen können, kann daran nichts ändern. Deshalb ist es nur normal und natürlich, dass wir als Familie zusammenstehen und es uns nicht egal ist, wenn unsere „älteren Geschwister“ auf so fürchterliche Weise angegriffen werden. Es wäre unnatürlich und abnormal, wenn wir Christen anders reagieren würden.
Es gibt aber noch eine andere Seite:
Nämlich die der Palästinenser. Wenn man Menschen, die keine Ahnung vom Nahost-Konflikt haben, erzählt, wo seine Wurzeln liegen, ist ihre erste Reaktion: „Ich verstehe die Palästinenser!“ Als ab 1920 immer mehr Juden nach Palästina kamen, kamen sie in kein leeres Land. Dort lebten seit vielen Generationen Araber. Für diese Araber, die heutigen „Palästinenser“, war es keine gute Nachricht, dass immer mehr Juden in ihre Heimat strömten und das Land, auf dem sie jahrhundertelang gelebt hatten, 1948 zu einem jüdischen Staat wurde. Ja, es war Gottes erklärter Plan, sein Volk in seine alte Heimat zurückzubringen. In der Zeit des neuen Bundes war es aber ganz sicher nicht sein Plan, dass die dort lebende nichtjüdische Bevölkerung vertrieben wird.
Natürlich ist mir klar, dass die Araber einen tiefen Hass auf Israel und die Juden haben. Auch der geht übrigens auf einen menschlichen Fehler zurück, als Abraham und Sara Gottes Handeln nicht abwarten konnten und mit menschlichen Mitteln zu einem „legitimen“ Sohn kommen wollten.2Was Gott über Ismael sagt ist nachzulesen in 1. Mose 16,9-12 Auf der anderen Seite sind nicht alle Palästinenser Terroristen. Ja, in Gaza kam die Hamas durch Wahlen an die Macht. Darüber sollten aber gerade wir als Österreicher uns nicht beschweren. In Österreich und Deutschland hat es nicht einmal 20 Jahre Not und politische Instabilität gebraucht, um einen autoritären „Führer“ zu bejubeln, der endlich „aufräumt“. In Gaza leben die Menschen seit mehreren Jahrzehnten in Not und Elend.
Es wird keinen Frieden geben, wenn Israel den jetzt begonnenen Krieg „gewinnt“. In solchen Kriegen gibt es niemals Sieger. Alle verlieren. Selbst wenn die IDF3IDF steht kurz für „Israel Defence Forces“, also die Israelische Armee tatsächlich den größten Teil der Hamas-Kämpfer töten und ihre Verstecke zerstören können, wird das die Spirale des Hasses nicht beenden. Weil die ganz normalen Menschen in Gaza noch jahrelang unter den Folgen dieses Krieges leiden werden. Bomben und Raketen treffen niemals nur militärische Ziele. Und es ist schwierig, das Land nach einem Krieg wieder aufzubauen, wenn aufrund der strikten Grenzkontrollen nicht einmal das dafür nötige Baumaterial in der erforderlichen Menge ins Land gebracht werden darf. Denn damit könnte man ja auch Terrortunnel bauen…
Auch Palästinenser brauchen unser Gebet!
In Gaza leidet die Zivilbevölkerung seit 2007 unter dem Terrorregime der Hamas, die jede politische Opposition brutal unterdrückt, Menschen willkürlich verhaftet, Gefangene foltert und ein islamistisches Regime des Hasses und des Terrors gegen alle Andersdenkenden errichtet hat. Frauen haben keine Rechte (und werden mindestens verprügelt, wenn sie „unanständig“ gekleidet sind), „Ungläubige“ schon gar nicht, und homosexuell zu sein ist dort ein Todesurteil.4Nochmals: Uns Österreichern steht ein „Selber schuld!“ sowas von nicht zu. Wir waren keine „Opfer“ des Naziregimes, sondern aktive Mittäter und immer wieder bösartiger als deutsche Täter. Bis zu drei Viertel der Menschen in Gaza sind von humanitärer Hilfe abhängig. Gaza ist sowohl von Israel als auch von Ägypten her seit Jahren praktisch abgeriegelt. Nicht umsonst wird Gaza von einigen das „größte Gefängnis der Welt“ genannt. Es ist völlig ausgeschlossen, dass Gott will, dass Menschen so leben müssen. Gott will, dass alle Menschen gerettet werden.51. Timotheus 2,4 Auch die Palästinenser. Was bereits geschieht, denn in Gaza gibt es einheimische Christen, die die Botschaft von Jesus verkündigen. Was alles andere als einfach ist unter einer islamistischen Herrschaft. Unsere arabischen Geschwister dort brauchen sehr dringend unser Gebet.
Deshalt ist es mir so ein Herzensanliegen, dass wir – wenn wir als Nachfolger von Jesus für Israel beten – nicht nur für die jüdische Bevölkerung beten. Sondern auch für die Araber, die dort leben. Ganz besonders für die in Gaza und im Westjordanland. Und am allermeisten für die Menschen, die den Terror aktiv vorantreiben, denn sie sind gefangen in Hass und Bösartigkeit und getrieben von den bösen Mächten des Feindes Gottes. Paulus schreibt darüber in Epheser 6,12:
„Denn wir kämpfen nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut, sondern gegen die bösen Mächte und Gewalten der unsichtbaren Welt, gegen jene Mächte der Finsternis, die diese Welt beherrschen, und gegen die bösen Geister in der Himmelswelt.“
Mein Schlüsselerlebnis in diesem Zusammenhang war ein Bericht von Bob Sjogren in seinem Buch „Cat and Dog Theology“6 Hier das englische Original. Und hier die deutsche Übersetzung, die leider so wie zu viele sehr gute christliche Bücher vergriffen und nur mehr antiquarisch erhältlich ist aus der Zeit der Geiselnahme von Teheran. Als er in einer sehr konservativen Kirche in den USA eine Kurzbotschaft bringen durfte, fragte er die ziemlich große Versammlung: „Wer von euch betet für unsere gefangenen Geiseln in Teheran?“ Fast alle Hände schossen in die Höhe. Daraufhin fragte er: „Und wer betet für das Iranische Volk und seine Machthaber, die Gefangene einer hasserfüllten Ideologie sind?“. Einige wenige Hände hoben sich. Er schloss mit den Worten: „Schade. Ich dachte, ich spreche hier zu einer bibeltreuen Kirche.“ Das saß. Bei mir. Und hat mir die Augen dafür geöffnet, wie wichtig Gebet für unsere „Feinde“ ist.
Es steht uns nicht frei, für die Menschen, die uns oder unsere Geschwister hassen und töten wollen, nicht zu beten. Als Nachfolger von Jesus haben wir das zu tun, ob es uns gefällt oder nicht. Es ist eine sehr gute Übung, es gerade dann zu tun, wenn sich in uns alles sträubt dagegen, denn dann kann und wird das Gebet auch etwas Wichtiges in uns verändern, sodass wir in unserem Innersten ein wichtiges Stück mehr zu „Kindern unseres himmlischen Vaters“ werden. Jesus macht keinen Unterschied zwischen Menschen. Nochmals: Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Frieden in Israel kann und wird es nur dann geben, wenn auch die Araber, die dort leben bzw. gelebt haben, in Frieden leben können. Das alleine sollte Grund genug sein, für diese Menschen zu beten.
Mein Wunsch ist: Sehen wir als Nachfolger von Jesus bitte beide Seiten. Lassen wir uns nicht hineinziehen in das Denken des Alten Bundes, das aktuell in den Aussagen Israelischer Politiker und Militärs so stark spürbar wird. Rache an den Feinden und der Wunsch nach ihre Vernichtung wird dieses Problem niemals lösen. Als Nachfolger von Jesus wünschen wir Israel und Jerusalem Frieden, unbedingt. Und wir stehen an der Seite unserer „älteren Geschwister“, der Juden, weil wir vor Gott eine Familie sind. Als Nachfolger von Jesus sind wir aber nicht mehr dazu verdammt, Böses mit Bösem vergelten zu müssen. Wir sind frei, das Böse mit Gutem zu überwinden. Es wäre schön, wenn sich das auch in unserem Gebetsleben wiederspiegelt, indem wir nicht nur das Leid auf Israelischer Seite sehen, sondern auch das auf Arabischer Seite und auch für die Terrorführer beten, damit sie frei werden von ihrem Hass und ihrer furchtbaren Verblendung.
Hoffnung gibt es trotzdem. Die größte Hoffnung in diesem Konflikt sind die Christen im Land. Sowohl arabische Christen in Israel, Gaza und der Westbank, als auch messianische Juden. All diese Menschen setzen sich als Nachfolger von Jesus aktiv für Versöhnung ein. Und sie alle stehen unter massivem Druck ihrer eigenen Landsleute. Das Gute ist: Sie sind damit nicht alleine auf weiter Flur. Auch unter muslimischen Arabern und Juden gibt es gar nicht so wenige Menschen, die sich ein Ende der ständigen Gewalt wünschen. All diese Menschen brauchen ebenfalls unsere Unterstützung im Gebet, damit ihre Stimme endlich gehört wird. Nach menschlichem Ermessen ist es nach allem was war kaum vorstellbar, dass es je zu einer Aussöhnung kommen wird.Genau deswegen braucht es ein Eingreifen Gottes. Bitte beten wir dafür!
Weiterführende Gedanken für Vielleser
Gottes Plan mit Israel:
Dass Israel als Staat nach 1900 Jahren Pause heute wieder dort existiert, wo sein ehemaliges Staatsgebiet war, ist ein historisch einmaliges Ereignis und konnte nur passieren, weil Gott es so wollte und weil er seine Zusage an sein Volk, es in seine Heimat zurückzubringen, zu unseren Lebzeiten erfüllt hat. Ich bezweifle, dass Israel heute noch existieren würde, wenn Gott nicht dahinter stünde. Alleine dass Israel den Unabhängigkeitskrieg von 1948, in dem es militärisch hoffnungslos unterlegen war, gewinnen konnte, grenzt für mich an ein Wunder.7Wie hoffnungslos unterlegen Israel militärisch war, zeigt dieses englischsprachige Youtube-Video über die Israelische Luftwaffe im Unabhängigkeitskrieg, die zeitweise nur aus einem einzigen unzuverlässigen tschechischen Nachbau eines deutschen Jagdfliegers aus dem 2. Weltkrieg bestand. Die andere Seite ist: Israel ist kein „Gottesstaat“ in dem Liebe, Wahrheit und Gerechtigkeit regieren, sondern ein ganz normaler weltlicher Staat mit all seinen Stärken und Schwächen.
Es ist heilsgeschichtlich8Als „heilsgeschichtliche Ereignisse“ bezeichnen Christen alle Ereignisse, die in direktem Zusammenhang mit Gottes Plan stehen, uns als Menschen von unserer Schuld zu befreien und das zweite sichtbare Kommen von Jesus vorzubereiten wichtig und notwendig, dass Israel heute als Staat wieder existiert. Und es ist auch richtig, dass von arabischer Seite her Israel bis heute dämonisiert und verleumdet wird, während der arabische Terror heruntergespielt und relativiert wird. Es ist absurd, dass das demokratische Israel von der UNO um ein Vielfaches öfter wegen des Vorwurfs der Menschenrechtsverletzung verurteilt wurde als Länder wie Nodkorea, China, der Iran oder Saudi-Arabien. Trotzdem ist nicht alles, was die Israelische Regierung macht, gut und richtig. Weil auch dort nur fehlbare Menschen am Wirken sind. Die ganz real Fehler machen, die unerfreuliche Konsequenzen haben. 9 Ein biblisches Beispiel: Selbst David, der „Mann nach dem Herzen Gottes“, hat einige gravierende Fehler gemacht und schwere Schuld auf sich geladen. Ja, Gott hat ihm vergeben. Trotzdem sind ihm einige Konsequenzen seines Handelns nicht erspart geblieben.
Wenn wir als Christen auf Israel schauen, ist es so wichtig, dass wir immer beide Seiten dieses Staates sehen: Einerseits geht aus Gottes Wort, der Bibel, eindeutig hervor, dass es Gottes Wille ist, dass die Juden in ihre historische Heimat zurückkehren und dort in ihrem eigenen Staat leben können. Es ist eine der prophetischen Zusagen an Israel aus dem Alten Testament und wie schon gesagt weltgeschichtlich ein ziemlich einmaliges Ereignis. Es ist ein Wunder, dass ein Volk, das aus seiner Heimat vertrieben und seines zentralen Heiligtums beraubt wurde, über 1900 Jahre nicht nur seine Identität bewahrt, sondern auch noch nach so extrem langer Zeit in sein urprüngliches Siedlungsgebiet zurückkehren kann.
Die andere Seite ist, dass Israel von normalen, fehlbaren Menschen regiert wird, die so wie alle normalen, fehlbaren Menschen einige Dinge sehr gut und richtig machen, und in anderen Bereichen zum Teil gravierende Fehler. Ein Beispiel dazu: So wie bei uns in den letzten 30 Jahren rechtsradikale Aussagen und Standpunkte immer mehr in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen sind, und heute ohne Konsequenzen Dinge gesagt werden können, die vor 30 Jahren eine öffentliche Laufbahn sofort beendet hätten, so ist in Israel der antiarabische Rassismus radikaler Juden immer mehr Mainstream geworden. Radikale Politiker haben in der Knesseth offen zur Tötung palästinensischer Frauen aufgefordert, damit keine „Schlangenbrut“ mehr geboren werden kann. Nach Terrorattacken durch die Hamas kam es zu Vorfällen mit Mobs radikaler Juden, die auf offener Straße Jagd auf Araber machten um sie zu verprügeln. Diese radikalen Juden sind ein sehr gutes Beispiel dafür, wie sehr wir am Ziel vorbeilaufen, wenn wir versuchen, Gottes Plan mit unseren menschlichen Mitteln durchzusetzen.
Wir werden den Konflikt um Israel nicht richtig sehen können, wenn wir uns diesem Spannungsfeld nicht stellen und in falsch verstandener Solidarität alles entschuldigen und rechtfertigen, was Israel und seine Armee in diesem Konflikt macht.
Das größte Problem heute:
Das Klima zwischen Juden und Palästinensern ist so stark vergiftet wie wahrscheinlich noch nie zuvor. Auf beiden Seiten herrschen tiefe Enttäuschung und Verbitterung. Im Rückblick auf die letzten 30 Jahre glaube ich, dass viel davon auf die gescheiterten Friedensbemühungen in den 1990er-Jahren zurückzuführen ist.
Als nach längeren Verhandlungen , die 1993 zum Ende der ersten Intifada führten, 1995 Oslo II unterzeichnet wurde, war die Hoffnungen auf Frieden durch eine Zweistaatenlösung groß. Israel unter Jitzchak Rabin war zu großen Zugeständnissen bereit, erstmals war absehbar, dass tatsächlich ein friedliches Nebeneinander von Juden und Palästinensern möglich sein kann. Rabin wurde deswegen in Israel von radikalen Juden massiv angefeindet, für die es unerträglich war, dass Teile „ihres“ Heiligen Landes an ihre „Erzfeinde“ abgetreten werden sollten. Er und seine Frau wurden immer wieder mit Lynchmord bedroht. Auf Fotos, die in vielen Landesteilen plakatiert wurden, war er als Feind Israels mit Palästinensertuch am Kopf abgebildet. Am 05. November 1995 wurde er von einem radikalen Juden bei einer Friedenskundgebung ermordet. Mit ihm starb auch der Oslo-Prozess.
2000 gab es einen erneuten Anlauf, im Zuge von Camp David II war wieder Israel, diesmal unter Ehud Barak, zu großen Zugeständnissen an die Palästinenser unter Jassir Arafat bereit. Die Verhandlungen scheiterten, nachdem Arafat die Verhandlungen abbrach, weil er die Angebote Israels als ungenügend sah. Viele verurteilten Arafat für den Abbruch der Verhandlungen, auch aus arabischen Ländern kam massive Kritik, weil er nicht einmal ein Gegenangebot gemacht hatte, sondern seine Maximalforderungen durchsetzen wollte. Dass Arafat, dessen Position als „Palästinenserführer“ zu diesem Zeitpunkt schon stark geschwächt war, unter massivem Druck der Hamas und anderer radikaler Islamisten stand, die bis heute unter keinen Umständen Frieden mit den Juden wollen, hat ganz sicher dazu beigetragen.
Das bittere ist, dass es in beiden Fällen nicht möglich war, dass sich die verantwortlichen politische Führer gegen die radikale Minderheit im eigenen Lager durchsetzten. Am Ende von Camp David II stand die zweite Intifada und der aufgrund des dabei völlig enthemmten ausgelebten Hasses bis heute zutiefst verstörende Lynchmord von Ramallah. Diese bestialische Tat hat auch unter linksgerichteten Israelis das Vertrauen und die Hoffnung auf einen Friedensprozess nachhaltig erschüttert.10Ein Rückblick aus Israelischer Sicht 20 Jahre danach kann auf Mena Watch nachgelesen werden. Die darauf folgenden fünf Jahre Bombenterror gegen die israelische Zivilbevölkerung in Bussen und Einkaufszentren haben das ihrige dazu beigetragen. Auf der anderen Seite haben die immer wiederkehrenden Militärschläge der IDF gegen Ziele in den Palästinensergebieten den Hass und die Ablehnung der Menschen dort ebenso noch weiter befeuert. Die Araber in den Palästinensergebieten sind in ihrem Alltag massiv eingeschränkt, die Westbank ist von jüdischen Siedlungen und exklusiv nur für Israelis freigegebene Straßen zerschnitten, Gaza ist seit vielen Jahren auch von Ägypten her abgeriegelt, weil auch Ägypten kein Interesse daran hat, dass aus Gaza Terroristen der Hamas in ihr Land einsickern.
Wo bleibt die Hoffnung in all dem Hass, der Verbitterung und der Enttäuschung?
Es wäre wirklich zynisch, so etwas wie den gerade stattgefundenen Terrorüberfall als „gut“ zu bezeichnen. Dennoch empfinde ich es als eine gewisse Erleichterung, dass die hässliche Fratze der Hamas durch diesen Terrorüberfall offen zutage getreten ist und spätestens jetzt niemand mehr bestreiten kann, wes Geistes Kind die Hamas ist. Jedes Mal, wenn die Gewalt eskaliert, besteht die realistische Hoffnung, dass Menschen aufstehen, die diese endlose Gewaltspirale nicht mehr ertragen wollen. Hass und Gewalt machen auf Dauer müde. Besonders diejenigen, die nicht direkt darin verwickelt sind, sondern immer wieder an den Folgen leiden. Und das ist bis heute auf beiden Seiten die Mehrheit.
Menschen wollen eigentlich nicht in einem dauernden Zustand des Hasses und des Konfliktes leben. Die meisten wollen einfach nur in Frieden ihr Leben führen. Sie wünschen sich nicht Krieg, sondern sehnen sich nach einer guten Zukunftsperspektive für sich und ihre Kinder. An all das kann Gott in einzelnen Menschen andocken. Denn überall dort, wo Menschen müde sind von den ständigen Konflikten und sich nach Frieden sehnen, ist eine Türe offen, durch die Gott in Menschen hineinwirken kann.
Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass wir als Nachfolger von Jesus wissen, dass dem Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, nichts unmöglich ist. Gott ist so viel größer als der versammelte Hass auf beiden Seiten in diesem traurigen Konflikt. Wir wissen nicht, wann, wo und wie Gott eingreift oder eingreifen wird. Im Kleinen macht er das ja ohnehin schon längst ständig. Auch wenn Menschen sinnlos gestorben sind. Das Böse in dieser Welt ist real, und es wird erst ausgelöscht werden, wenn Jesus für alle Menschen sichtbar zurückkommt. Aber das Böse in dieser Welt hat nicht das letzte Wort. Ausgerechnet Hiob sagt das, als er aus tiefstem Elend zu Gott schreit:
„Und doch weiß ich, dass mein Erlöser lebt und auf dieser Erde das letzte Wort haben wird. Mag meine Haut noch so zerfetzt und von meinem Fleisch wenig übrig sein, werde ich Gott doch sehen.“
Hiob 19,25-26
Immer wieder hat es für uns Menschen den Anschein, dass Gott gerade schläft, am Klo sitzt, oder es ihm offenbar egal ist, was sich hier auf dieser Welt abspielt. Das stimmt aber nicht. Nicht immer ist Gottes Wirken so dramatisch sichtbar wie das beispielsweise bei der von der dortigen Kirche und viel Gebet getragenen friedlichen Wende in der ehemaligen DDR der Fall war. Gott wirkt. Er handelt. Immer. Aber nicht immer so, wie wir uns das wünschen oder so, dass wir es sehen können. Auch hier ist uns Hiob ein Vorbild, der im letzten Kapitel dieses Buches in der Bibel zu der Schlussfolgerung kommt: „Ok, Gott, ich hatte keine Ahnung, wer du bist, und ich habe keine Chance, dein Handeln auch nur ansatzweise zu begreifen. Aber jetzt, wo ich dich gesehen habe, weiß ich, dass du gut bist und ich dir vertrauen kann.“ So jedenfalls meine Lesart von Hiob 42,1-6.
Beitragsbild: „Flags of Israel and Palestine painted on cracked wall“ © AP Images/European Union/EP